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Möglichkeiten und Grenzen einer genossenschaftswissenschaftlich unterstützten Führung von Genossenschaften – auf dem Weg zu einer genossenschafts- und organisationswissenschaftlichen Behandlung der Theorie-Praxis-Problematik

Das Verhältnis von Genossenschaftswissenschaft und Genossenschaftspraxis ist ein Problem, mit dem man sich im Rahmen der Genossenschaftswissenschaft näher auseinandersetzen sollte. Bis heute existiert dazu aber praktisch weder eine theoretische, noch eine empirische Forschung. Vor diesem Hintergrund verfolgt dieses Projekt das Ziel, das Verhältnis von Genossenschaftswissenschaft und Genossenschaftspraxis zu einem Thema der Genossenschaftswissenschaft selbst zu machen. Zu diesem Zweck wird ein allgemeiner organisationstheoretischer Bezugsrahmen zur Behandlung der Theorie-Praxis-Problematik geschaffen. Es wird gefragt, unter welchen Bedingungen genossenschaftswissenschaftliche Ideen und Konzeptionen in der Genossenschaftspraxis aufgegriffen und bei der Führung von Genossenschaften wirksam werden. Des Weiteren wird untersucht, welche Anschlussmöglichkeiten ein solcher Bezugsrahmen für die empirische Forschung bietet. Den Schlusspunkt der Analyse bildet die Entwicklung von Hypothesen, die einem empirischen Test zugeführt werden.

Diesseits solcher Hypothesen kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Theoriearbeit erst am Anfang steht. Dies betrifft nicht zuletzt auch die Frage nach den Dysfunktionen eines Transfers von genossenschaftswissenschaftlichen Erkenntnissen in die Genossenschaftspraxis. Man könnte dies als einen besonderen Aspekt der Handlungsfähigkeit von Genossenschaften begreifen: dass man in der Lage ist, zu beurteilen, wann „Analyse zur Paralyse“ wird, wann also die theoretische Durchdringung des Genossenschaftsgeschehens auch nachteilig für den Genossenschaftserfolg sein kann. Damit deutet sich an, dass wissenschaftlich unterstützte Unternehmensführung von Genossenschaften keineswegs a priori positiv beurteilt werden muss, es vielmehr Situationen geben kann, in denen das „Recht auf Freiheit vor der Genossenschaftswissenschaft“ in Anspruch genommen wird. Aus dem Blickwinkel einer anwendungsorientierten Genossenschaftslehre mag dies paradox klingen; eine – vom Verfasser seit längerem vertretene – selbstreferentielle Theoriekonstruktion muss aber mit solchen Paradoxien leben.

Förderzeitraum: November 2004 bis November 2006. Ein abschließender Bericht wird im ersten Halbjahr 2007 vorgelegt.
Dieses Projekt wird von Prof. Dr. Frank Schulz-Niewandt wissenschaftlich begleitet.